Angehörige in der Krise
Wie Du selbst Hilfe finden kannst, wenn du unterstützt
Wenn du einem geliebten Menschen in einer schweren psychischen Krise zur Seite stehst, kann das eine der schwierigsten und sehr belastenden Erfahrung deines Lebens sein. Es ist nicht leicht, die Angst, Verzweiflung oder Wut eines nahe stehenden Menschen mitzuerleben, ohne selbst darunter zu leiden. Angehörige fühlen sich oft hilflos, erschöpft oder sogar schuldig, weil sie die Situation nicht sofort „lösen“ können. In diesen Momenten ist es wichtig zu erkennen, dass auch Du Unterstützung brauchst – und verdient hast.
Du bist auch wichtig
Während Du alles tust, um für deinen geliebten Menschen da zu sein, ist es leicht, deine eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Doch wenn Du dich nicht auch um dich selbst kümmerst, kann die Belastung irgendwann zu groß werden. Du wirst nur dann die Kraft haben, langfristig zu helfen, wenn Du auf deine eigene Gesundheit und dein Wohlbefinden achtest. Denke daran: Es ist nicht egoistisch, sich selbst zu schützen – es ist notwendig.
Erste Schritte, um selbst Hilfe zu suchen
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Sprich über deine Gefühle: Du musst nicht stark und unerschütterlich sein. Sprich mit jemandem, dem du vertraust – einem Freund, einem Familienmitglied oder einem professionellen Berater. Manchmal reicht es schon, die Last zu teilen, um Erleichterung zu finden.
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Selbsthilfegruppen und Netzwerke: Es gibt viele Gruppen für Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Dort kannst du dich mit anderen austauschen, die verstehen, wie sich deine Situation anfühlt. Du wirst merken, dass du nicht allein bist und dass es andere gibt, die ähnliche Herausforderungen bewältigen.
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Psychologische Beratung: Professionelle Hilfe ist nicht nur für den Betroffenen wichtig. Auch Angehörige können von Gesprächstherapie oder Beratung profitieren. Hier kannst du lernen, wie du mit deinen Emotionen umgehen, Grenzen setzen und deine Rolle als Unterstützer besser gestalten kannst.
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Scham und Schuldgefühle loslassen: Es ist ganz normal, dass du in schwierigen Zeiten Gefühle wie Schuld oder Scham empfindest. Du hast vielleicht das Gefühl, nicht genug zu tun oder die Situation falsch zu bewältigen. Aber diese Gefühle sind nicht gerechtfertigt. Du gibst dein Bestes, und das ist genug.
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Gesunde Grenzen setzen: So sehr du auch helfen möchtest, es ist wichtig, dass du deine eigenen Grenzen respektierst. Wenn du merkst, dass du körperlich oder emotional an deine Grenzen kommst, ist es okay, auch mal einen Schritt zurückzutreten. Es gibt einen Unterschied zwischen Hilfe und Aufopferung.
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Sorge für deine eigene Gesundheit: Achte auf ausreichenden Schlaf, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung. Diese grundlegenden Elemente der Selbst-Fürsorge helfen dir, mit Stress besser umzugehen und stark zu bleiben – für dich und die Person, die du unterstützt.
Langfristige Unterstützung suchen
Psychische Krisen können langwierig und herausfordernd sein. Auch wenn die akute Phase einer Krise überwunden ist, kann die langfristige Belastung durch die Pflege und Unterstützung eines Menschen mit einer psychischen Erkrankung weiterhin bestehen bleiben. Professionelle Begleitung, Beratung und ein starkes Netzwerk von Unterstützern können dir langfristig helfen, durchzuhalten und gesund zu bleiben.
Du musst nicht allein kämpfen
Es kann erdrückend sein, jemanden in einer psychischen Krise zu unterstützen, aber du musst diesen Weg nicht allein gehen. Hilfe zu suchen, ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche. Es gibt zahlreiche Ressourcen, die dir zur Seite stehen – von Therapieangeboten über Selbsthilfegruppen bis hin zu psychosozialen Diensten. Es ist in Ordnung, zuzugeben, dass auch du Unterstützung brauchst, um diesen Weg zu gehen.
Wenn Du merkst, dass die Belastung zu groß wird oder du einfach nur jemanden zum Reden brauchst, dann zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Deine Gesundheit und dein Wohlbefinden sind genauso wichtig wie die des Menschen, dem du hilfst. Nur wenn du selbst stabil bleibst, kannst du auch langfristig für andere da sein.